Die Gemeinwohlökonomie
Die kapitalistische Marktwirtschaft, hat eine Krise nach der anderen hervorgebracht, Finanzkrise, Demokratiekrise, Klimakrise, Hungerkrise, um nur einige zu nennen. Deren gemeinsame Wurzel sind die derzeit gültigen Grundprinzipien des Wirtschaftens: Gewinnstreben und Konkurrenz. Sie fördern, ja fordern rücksichtsloses, egoistisches Verhalten und gefährden den sozialen und ökologischen Frieden. Die Gemeinwohlökonomie setzt ganz andere Prioritäten und stellt die entscheidende Frage:
Was ist das Ziel des Wirtschaftens und wem soll es dienen?
Erstaunlicherweise ist die Antwort ja bereits in den meisten Grundgesetzen zu finden, am klarsten in der Bayerischen Verfassung: „Alle wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Gemeinwohl.“ (Art.151) Die Gemeinwohlökonomie nimmt diese – wie es scheint - in Vergessenheit geratene, zentrale Aufgabe der Wirtschaft ernst und stellt sie ins Zentrum ihrer Vision.
- Ziel des Wirtschaftens ist nicht der Gewinn von Geld, sondern die Erfüllung der wesentlichen Bedürfnisse der Menschen, d.h. das Wohl aller.
- Die für dieses Ziel grundlegenden Werte sind Menschenwürde, Vertrauen, Kooperation, Solidarität, Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit, Demokratie.
- Der wirtschaftliche Erfolg eines Unternehmens wird am Gemeinwohlprodukt gemessen und nicht mehr am BIP, das lediglich über die Geldflüsse Auskunft gibt, nicht aber über den Nutzen für die Allgemeinheit.
- Hierzu wird in den Unternehmen und Betrieben eine Gemeinwohlbilanz erstellt, die auf der Grundlage der genannten Werte die Wirkung auf alle von der Tätigkeit des Betriebes betroffenen Gruppen berücksichtigt; z.B. MitarbeiterInnen, Zulieferfirmen, Standortgemeinden, zukünftige Generationen, die Natur.
- Mithilfe eines Koordinatensystems aus Werten (waagrecht) und Beteiligten (senkrecht) werden Punkte vergeben, z.B. zum Finanzmanagement, zur ökologischen Nachhaltigkeit, zur sozialen Verantwortung u.v.m. Daraus errechnet sich die Gemeinwohlbilanz.
Es ist vorgesehen, die staatlichen Organe, angefangen bei den Kommunen bis hin zum Gesetzgeber, mit einzubeziehen, so dass letztlich Unternehmen mit guter Gemeinwohlbilanz „Belohnungen“ erhalten, etwa durch günstigere Steuern und ihnen somit aus dem korrekten Verhalten keine Nachteile, sondern auf lange Sicht Vorteile erwachsen.
Die Vision der Gemeinwohlökonomie geht aber wesentlich weiter: Um einen wirklich grundlegenden kulturellen Wandel herbei zu führen, muss das Finanz- und Bankwesen so verändert werden, dass es nicht mehr die Kumulierung des Reichtums bei wenigen großen Unternehmen sondern eine gerechtere Vermögensverteilung ermöglicht, besonders durch Übergang von großen Vermögen an möglichst viele Miteigentümer, z.B. in Genossenschaften. Eine echte Demokratie soll entstehen, in der die BürgerInnen ein wirksames Mitspracherecht erhalten, um eine offene, solidarische Zivilgesellschaft mit gestalten zu können.
Die Idee der Gemeinwohlökonomie hat ein überwältigendes Echo ausgelöst. In kurzer Zeit haben sich annähernd 7000 Betriebe, Vereine, PolitikerInnen und Einzelpersonen der Idee angeschlossen, d.h. sie unterstützen sie durch einen Zusammenschluss in Regionalgruppen, entwickeln Strategien, helfen durch Spenden oder erstellen ihre eigene Gemeinwohlbilanz.
Dieser neue Ansatz ist zweifellos eine vielversprechende Alternative zur aktuellen Wirtschaftsweise, da er auch im kleinen Rahmen zum Handeln befähigt und auch einzelnen Personen und kleinen Gruppen die Möglichkeit verleiht, Strukturen zu verändern. (Text von Irene Heiß-Eppig)
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Christian Felber
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